Oberstes Ziel der Behandlung von Suchtkranken ist die Suchtfreiheit. Auf dem Weg dorthin gibt es jedoch mehrere
Stufen der Behandlung. Die beginnt bei der Sicherung des Überlebens und führt über die gesundheitliche und soziale Stabilisierung sowie die berufliche Rehabilitation
bis hin zur sozialen Reintegration und zur Suchtmittelfreiheit. In ein umfassendes Behandlungskonzept der Grundversorgung muss auch die psychosoziale Betreuung
integriert sein.
Bei der Therapie alkoholkranker Menschen ist es nicht möglich, alle Betroffenen gleich zu behandeln.
Die möglichst effektive Behandlung setzt ein in viele Richtungen offenes Konzept voraus. Den Rahmen für diese individuellen Konzepte bildet das Phasenmodell,
das den klassischen Ablauf einer Therapie beschreibt:
1. Kontakt-Phase:
Der hilfesuchende Patient wendet sich zumeist an den niedergelassenen Arzt oder an eine Beratungsstelle. In dieser Phase muss die Situation des Menschen,
seine Einsicht und Motivation geklärt werden. Die Erhebung des psychosozialen Hintergrundes ist für die Gestaltung des individuellen Therapieangebotes von größter
Bedeutung. Weiters muss abgewogen werden, ob mit Entzugserscheinungen zu rechnen ist und ob die folgende Behandlung stationär oder ambulant erfolgen soll.
Eine zusätzliche Aufgabe der Beratungsstellen besteht darin, allen direkt und indirekt betroffenen Personen Informationen über das weitere Vorgehen
zugänglich zu machen.
2. Entgiftungs-Phase:
Mit Hilfe von Medikamenten und unter ärztlicher Kontrolle (zumeist stationär) wird beim Vorliegen einer körperlichen Abhängigkeit innerhalb von etwa 10 Tagen
eine Entgiftung durchgeführt.
3. Entwöhnungs-Phase:
Die stationäre bzw. ambulante Entwöhnung umfasst neben den medikamentösen Maßnahmen auch eine psychotherapeutische Behandlung, Beschäftigungstherapie
und soziale Betreuung. Wichtig ist ebenso das Miteinbeziehen der Familienangehörigen.
4. Rehabilitations-Phase:
Nach der Entwöhnungsphase, die sich über ein etwa 8-wöchiges Programm erstreckt, wird meist eine gewisse Stabilität erreicht. Der Patient fühlt sich wohl
und ist davon überzeugt, abstinent bleiben zu können. Zurück in der vertrauten Umgebung wird er aber oft von den bekannten psychischen, sozialen oder
familiären Problemen eingeholt. Häufig treten diese sogar deutlicher zu Tage, da sie nach der Entwöhnung nicht mehr durch den Alkohol "abgefedert" werden.
Als Beispiel sei etwa die bei "trockenen" Alkoholikern im Vergleich zu Trinkern deutlich höhere Scheidungsrate erwähnt.
Es ist in der Rehabilitationsphase notwendig, auf verschiedenen Ebenen Veränderungen in die Wege zu leiten. Dies ist nun Aufgabe der Beratungsstellen,
die sich mit Angeboten wie Einzel-, Familien- oder Gruppentherapie, Begleitung, Verweisung an Selbsthilfegruppen, psychologischer und medizinischer Beratung an
die Betroffenen wenden. Oft besteht beim Patienten und seiner Umgebung der Glaube, dass durch die Abstinenz alle Probleme gelöst werden. Entwöhnte müssen
sich jedoch vor Augen halten, dass die Umstände, welche zum Alkoholmissbrauch geführt haben, eines oft lebenslangen Engagements bedürfen, um endgültig
bewältigt zu werden. Eine Anlaufstelle im Fall möglicher Krisen oder Rückfälle ist in dieser Phase eminent wichtig.
Unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist der aufrichtige Wunsch, aufhören zu wollen, sowie die Willensstärke, um diese schwierige Zeit auch
durchzustehen. Nur bei genügender Motivation und Unterstützung durch die soziale Umgebung kann die Therapie greifen. Die Abstinenz bietet eine solide Basis für
weitere Entwicklungen. Allerdings sind Rückfälle nicht mit dem therapeutischen Scheitern gleichzusetzen. Vielmehr muss man sich bewusst sein, dass es sich beim
Alkoholismus um eine chronische Erkrankung handelt, die oft ein lebenslanges Bemühen erfordert. Der "trockene" Alkoholiker muss bedenken, dass jedes neue
Glas einen alt bekannten Kreislauf hervorruft. Oft werden die Bemühungen, abstinent zu bleiben, von Alkohol konsumierenden Mitmenschen (siehe Volksdroge Nummer 1)
nicht allzu sehr geschätzt: "Geh, sei doch kein Spaßverderber, ein Glaserl wird schon nichts machen!" Aber auch alkoholfreies Bier (enthält geringe Alkohol-Mengen),
alkoholhältige Medikamente (die meisten "Tropfen") oder "hochprozentige" Pralinen können einen neuerlichen Suchtdruck hervorrufen und Verlangen nach mehr
Alkohol bewirken.
Statistisch gesehen sind etwa 50 % der Alkoholkranken eineinhalb Jahre nach erfolgreicher Entwöhnung noch immer abstinent.
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