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Auf diesem Teil der Homepage möchte ich gerne ein paar Fragen stellen. Einige werden beantwortet, andere sollen zum
Nachdenken oder Diskutieren anregen. Es sind alles Fragen, die entweder mit dieser Internetpräsenz oder dem Thema 'Alkohol' zu tun haben. Dabei werde ich
ganz bewußt auch konträre Thematiken ansprechen, denn jeder hat seine ihm eigene Meinung, die er gerne im Forum oder Portal kundtun kann.
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Warum noch eine Homepage zum Thema
Alkoholismus ?
Während meiner 'nassen' Zeit habe ich mehrfach vom Medium Internet Gebrauch gemacht und eine Art 'Forum' gesucht, das mir eventuell hätte helfen können.
Ich habe damals nichts gefunden, das mir zugesagt hätte. Vielleicht wollte ich das auch gar nicht, aber: nach mehr als 2 Jahren Trockenheit habe ich mich im April 2002 dazu
entschlossen, selbst eine Internetpräsenz zu erstellen. Und zwar etwas interaktives, also eine Homepage für Informationen und einen kleinen persönlichen Bereich, sowie
ein Board/Forum und Portal für Erfahrungs- und Meinungsaustausch, Informationen,Anregungen und Aktuelles aus dem Bereich Forschung/Medizin/Politik.
Das alles soll aber kein 'Onlineersatz' für Therapieangebote sein, sondern vielmehr über Alkoholismus informieren und meine eigene Sichtweise und Erfahrung wiedergeben.
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Warum Alkohol...und warum nicht ?
Weshalb trinkt man überhaupt Alkohol ? Ich denke nicht, um betrunken zu sein. Denn diesem Zustand kann ich kaum Vergnügliches abringen:
es wird einem übel, man ist benebelt und verliert die Selbstkontrolle. Wir trinken also nicht um betrunken zu werden, sondern trotz dieser Nebenwirkung.
Alkohol wird wohl eher als Stimmungsmacher genutzt, wir möchte uns wohlfühlen und damit Launen erzeugen.
Ich trinke keinen Alkohol (mehr). Ich kann ihn nicht (mehr) "genießen". Das Gefühl, Alkohol genießen zu können existiert bei mir seit dem Augenblick nicht mehr, als ich mir
eingestehen mußte, daß ich nicht aufhören konnte zu saufen. Zu lange, mehr als 4 Jahre, mußte ich trinken um meinen 'Pegel' zu halten. Und als ich damit
aufhören wollte, konnte ich das nicht mehr. Erst als ich bereit dazu war Hilfe anzunehmen, als es mir ganz mies ging, erst da habe ich verstanden, daß
ich mit Alkohol nicht umgehen kann. Mittlerweile fühle ich mich ohne Alkohol wohl, es geht mir gut wenn und weil ich ihn nicht trinke.

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Warum werden immer mehr Frauen alkoholabhängig ?
Im Vergleich zu früher steigt der prozentuale Anteil weiblicher Alkoholiker ( 1960: 10 Männer zu 1 Frau, 2002: 3 Männer zu 1 Frau ). Dabei spielt die Rolle der Frau in
unserer Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Immer mehr Frauen sehen sich der Doppelbelastung Beruf/Familie ausgesetzt, die Zahl der allein lebenden Frauen steigt
kontinuierlich an (Angst vor dem Alleinsein, soziale Isolierung im Alter,Alltagsstress). Auch fällt eine in der Öffentlichkeit trinkende Frau heutzutage weniger auf als
früher (Emanzipation etc.). Bei 30 Prozent der alkoholkranken Frauen ist auch der Mann Alkoholiker, ebenfalls 30 Prozent leben ohne festen Partner.
Welche dieser Fakten inwieweit "verantwortlich" oder "auslösender" Faktor ist, läßt sich schwer feststellen, ebensowenig wie die Zuordnung von Folge und
Ursache.
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Warum treffe ich mich mit den ehemaligen Saufkumpels (fast) nicht mehr ?
Dafür gibt es mehrere Gründe: ein Teil davon lebt nicht mehr, ein paar davon sind plötzlich verschwunden, einige trinken gezwungenermaßen keinen Alkohol mehr, aber der
eine oder andere trinkt munter weiter. Ich habe eingesehen, daß ein weiterer Kontakt mit den "Übriggebliebenen" für mich keinerlei Sinn macht.
Zur Erklärung: der "harte Kern" unseres Stammtisches umfaßte (außer mir) 12 Männer und 4 Frauen. 5 männliche und 1 weibliche Alkoholabhängige sind zwischen 1999 und 2002
nachweislich an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums gestorben. Davon starb ein 50-jähriger, alleinstehender Mann einsam in seiner Wohnung; er wurde erst
3 Wochen nach seinem Ableben 'entdeckt'. Ein 54-jähriger starb in seinem Auto: er fuhr mit 2,8 Promille gegen eine Mauer. Einem 66-jährigen wurde seine Leberzirrhose
zum Verhängnis. Ein 43-jähriger verursachte mit 2,65 Promille einen Verkehrsunfall und starb noch im Krankenwagen; er wollte mit dem Fahrrad (ohne Helm) nach Hause
fahren. Ein 54-jähriger starb an den Folgen einer Mangelernährung; da er alleinstehend war, hatten seine 'Kumpels' damals die Wohnung aufgelöst:
sein "Lebensmittelvorrat" bestand aus Weissbier und Nudeln, mehr fanden sie in der Küche nicht. Eine 59-jährige Frau, die ehemalige Wirtin, starb an einer Lungenentzündung; es stellte
sich heraus, daß auch sie unter einer massiven Mangelernährung litt, hinzu kamen noch einige - wohl nicht auskurierte - Magengeschwüre.
Ein 53-jähriger und eine 37-jährige haben von heute auf morgen ihre jeweiligen Lebenspartner verlassen und sind - wohl zusammen - auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Ein 50-jähriger sprang dem Tod gerade noch einmal von der Schippe: nach der Noteinlieferung in die Klinik, diversen OP's (Leber/Herz/Magen/Venen) und mittlerweile
2 Reha-Maßnahmen trinkt er keinen Alkohol mehr, möchte es aber gerne wieder; "sobald es mir besser geht" , sagt er. Ein 43-jähriger trinkt "nur" noch Bier; "meiner Frau zuliebe", sein
Kommentar dazu. Eine 34-jährige ist umgezogen.
5 meiner ehemaligen Saufkumpels haben sich auf andere Kneipen 'verteilt'. Ab und zu sehe ich sie noch. Was der Alkohol ihrem Körper antut bzw. was sie sich antun, das hätte
ich früher nicht bemerkt. Es tut mir zwar jedesmal weh wenn ich sie sehe, aber ich habe den Kontakt mit ihnen bewußt abgebrochen. Ich will nicht mit ansehen müssen wie sie
sich kaputtsaufen. Ich habe mit jedem/er über die Problematik Alkohol gesprochen, mehrmals. Eine Einsicht oder einen Willen, etwas zu ändern, habe ich nicht erkennen können.
Schade.
"Stand" im November 2004: der damals 53-jährige ist gemeinsam mit der damals 37-jährigen wieder aufgetaucht. Er hat seinen eigentlich
sicheren Arbeitsplatz verloren; er war nicht bereit irgendetwas an seiner Trinkerei zu ändern. Ihm wurde wegen häufigem,
unentschuldigem Fehlen und alkoholisiertem Zustand während der Arbeitszeit gekündigt. Er bekam im Mai 2004 eine 5-stellige Abfindung.
Er hat sie zusammen mit seiner Bekannten "standesgemäss" durchgesoffen. Sie leben nun beide von Vater Staat und tauchen regelmässig zum
"Schnorren" in ihren ehemaligen Stammkneipen auf. Der ehemals 43-jährige, der "nur noch Bier" trinken wollte hat sich an sein Versprechen
gehalten. Allerdings trinkt er so viel Bier, dass seine Frau das nicht mehr mitgemacht hat und nun in Scheidung von ihm lebt.
2 der damals 5 übriggebliebenen Saufkumpels leben nicht mehr. Einer verstarb knapp 1 Jahr vor der Rente an den Folgen eines Hirnschlags.
Der andere wurde mit Verdacht auf Krebs (Magen-Darm) ins Krankenhaus eingeliefert - 2 Wochen später war er tot.
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Warum lügen Alkoholkranke ?
Alkoholkranke lügen. Wieso ?
Ein Alkoholkranker ist doppelt abhängig: abhängig vom Alkohol und er ist unfrei. Wieso unfrei ?
Er kann seine guten Vorsätze und Versprechungen meistens nicht in die Tat umsetzen, Enttäuschungen sind die Folge. Ein Alkoholkranker will den Alkohol nicht aufgeben,
verdeckt seinen Zustand vor sich und anderen. Damit möchte er sich einen Rest Selbstachtung bewahren. Möchte nun jemand dem Abhängigen dessen Sucht beweisen,
wehrt er sich mit aller Kraft dagegen. Natürlich auch mit Lügen, meistens überwiegend damit, denn er sieht seine eigene Person angegriffen. Freunde, Arbeitskollegen
und Angehörige meinen dann oft, sie führten einen aussichtslosen Kampf. Denn sie bewirken eigentlich nichts. Diesen Kampf können sie nicht gewinnen, sie schaden
sogar dem Abhängigen, dem sie eigentlich helfen wollen.
Denn die Vertrauensbasis wird zerstört. Der Abhängige empfindet Schuld- und Schamgefühle, Rechtfertigung sucht er in den Fehlern anderer. Er trinkt also
(auch deshalb) weiter und/oder mehr. Der Abhängige meint, nicht über sich selbst nachdenken zu müssen, er lässt seinen Unmut lieber an denen aus, die ihn attackieren.
Sowohl beim Angehörigen, als auch bei den „gegen ihn kämpfenden“ schwirrt der Gedanke an das Problem ständig im Kopf herum. Das führt zu starken Stimmungsschwankungen
und Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz und im privaten Bereich.

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Welche Alkoholselbsthilfeorganisationen gibt es ?
Selbsthilfeorganisationen möchten Alkoholismus und auch andere Abhängigkeitserkrankungen bekämpfen. Es handelt sich bei ihnen um verschiedene
Verbände, die voneinander unabhängig arbeiten. Ihre Mitarbeiter sind häufig ehemalige Alkoholkranke, aber auch wissenschaftlich ausgebildete Fachleute. Zum Teil
unterhalten Selbsthilfeorganisationen auch ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen. Vornehmlich aber arbeiten sie daran, in verschiedenen Orten und Städten
Selbsthilfegruppen aufzubauen, um für Hilfesuchende ein dichtes Netz von Anlaufstellen zu garantieren.
Die bekanntesten Selbsthilfeorganisationen sind: Anonyme Alkoholiker, Blaues Kreuz, Freundeskreise, Guttempler-Orden und Kreuzbund. Ihre Beratungsstellen und
Selbsthilfegruppen finden sich fast an jedem größeren Ort.
Die Anonymen Alkoholiker (AA) wurden ca. 1930 in den USA gegründet. Sie sind ein Zusammenschluß von Alkoholkranken und treffen sich
regelmäßig zu Gruppensitzungen, den Meetings. An ihren »Meetings« dürfen nur Personen teilnehmen, die eine »Trinkerkarriere« hinter sich haben. Die AA gründeten
auch Angehörigengruppen: Al-Anon für die Partner, Al-Ateen für die Kinder und Fam-Anon für die Familienmitglieder von Alkoholkranken.
Das Blaue Kreuz Deutschland (BKD) wurde 1877 in Genf gegründet.Es will auf bewußt christlicher Grundlage Suchtgefährdeten und ihren Angehörigen
umfassend helfen sowie dem Mißbrauch von Alkohol entgegenwirken. Seine Angebote der vorbeugenden, beratenden und nachgehenden Suchtkrankenhilfe sowie seine
Einrichtungen verstehen sich als Glieder einer Therapieverbunds. Das Blau Kreuz bietet Begegnungsgruppen, Vereine, Beratungsstellen,Fachkrankenhäuser,
Rehabilitationsheime und ein Familien-Ferienheim. Das BKD ist als selbständiger Fachverband Mitglied des Diakonischen Werkes und arbeitet überkonfessionell.
Der Kreuzbund wurde 1896 in Aachen gegründet. Er ist ein freier Zusammenschluß von Männern und Frauen, denen Selbsthilfe zuteil wurde und die aus eigener
leidvoller Erfahrung heraus anderen zu helfen bereit sind. Er leistet Hilfe im Rahmen der Therapiekette: in der Behandlungsmotivation, in der begleitenden Hilfe während
der ambulanten bzw. stationären Behandlung und ganz besonders im Bereich der Nachsorge durch seine Gruppenarbeit. Schwerpunkte in der Arbeit des Kreuzbundes
sind das Angebot persönlicher Hilfe für Suchtgefährdete und Suchtkranke und ihre Angehörigen, die sachliche Information über Hilfsmöglichkei-ten, Hinführung zu
Gruppenarbeit und sinnvoller Gestaltung des eigenen Lebensbereiches sowie der Aufbau tragfähiger Bindungen.
Der Guttempler Orden (IOG), wurde 1851 in den USA und 1889 in Deutschland gegründet. Er ist eine Gemeinschaft von alkoholabstinent lebenden
Menschen. Seit seiner Gründung unterstützt er Alkoholgefährdete, Alkoholkranke und deren Angehörigen. Er ist religiösweltanschaulich unabhängig. Der Guttemplerorden
sieht seine Aufgabe darin, durch bewußte alkoholfreie Lebenseinstellung des einzelnen zu verhindern, daß eine Abhängigkeit eintritt, möchte Abhängigen aus ihrer Krankheit
herauszuhelfen und Hilfestellung bei der Entwicklung der Persönlichkeit geben.
Die Freundeskreise wurden 1956 in Baden-Württemberg gegründet.
Sie sehen sich als Selbsthilfegruppen für Alkoholiker, als nicht konfessionell gebundene Selbsthilfebewegung.
Persönliche Beziehungen und Freundschaften sollen zur Stabilisierung der Persönlichkeit beitragen und die Grundlage zur dauerhaften Abstinenz schaffen.
Angehörige werden in die Gruppenarbeit einbezogen.
Die Freundeskreise kennen keine schriftliche Verpflichtung zur Abstinenz. Vielmehr soll der Schritt in ein abstinentes Leben aufgrund einer freien Entscheidung des
Betroffenen und seiner Angehörigen geschehen. Sie verstehen sich als Teil des Behandlungsverbundes in der Suchtkrankenhilfe, suchen Zusammenarbeit mit
Fachkliniken und Beratungsstellen und übernehmen Aufgaben in der Vorsorge und Motivation, Behandlung und Nachsorge.
1978 wurde der Dachverband auf Bundesebene, mit Sitz in Kassel, gegründet, der heute den Namen "Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe - Bundesverband e.V." trägt.
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